Montag, 28. Mai 2018

Tiefbau

So, jetzt bin ich wieder zu Hause (natürlich in meinem norwegischen zu Hause). Wettermäßig ist heute ein toller Tag - Sonnenschein schon am frühen Morgen, mittags aalglattes Meer und am Nachmittag ein lauwarmer aber starker Wind. Jetzt sitze ich in der Hütte mit Blick auf die rosarot schimmernden Berge. So kann man's aushalten.
Was ich erlebt habe? Also....
Am Sonntag ist geplant, die 10:45 Uhr-Fähre nach Rollnes zu nehmen. sicherheitshalber fahre ich frühzeitig los. Bis zur Abfahrt hat es nur genieselt, dann ging es zu Schnürlregen über. Schein so, als ob ich wählen kann zwischen Regen oder Sturm. Astrid hat mich gebeten, "den Regen weg zu lassen" - würde ich ja gerne...Tatsächlich ist nach ca. 8 km die Hauptstraße bereits trocken und auch in Harstad regnet es nicht.
Hägar reagiert nur auf meinen rechten Daumen (Daumengas) und der ist mittlerweile sensibel geworden. Er spürt, daß Hägar die ersten Meter noch nicht wach ist, der Antriebsriemen muss erst warm werden. Das geht allerdings schnell, schon nach 3-4 km läuft alles rund und frei. An der Tanke kann ich den Luftdruck leider nicht messen, das Luftdruckgerät ist abgebaut. Dann fahr ich halt so nach Harstad.  Brav tut Hägar seinen Dienst.

Auf der Tjeldsundbrücke auf halbem Weg ist eine Baustelle und ich muss mitten auf der Brücke anhalten. Der Wind greift mit kräftigen Böen von Süden an. Irgendetwas schwankt, aber ob ich das bin, ob es Hägar oder gar die ganze Brücke ist, läßt sich nicht feststellen. Fühlt sich etwas sonderbar an, aber Sorgen machen wir uns deshalb nicht.
Der Hafen liegt kurz vor Harstad, aber heute muss ich zuerst bis auf die andere Seite der Stadt, um bei Lutz meine Mütze abzuholen. Die habe ich an Weihnachten in seinem Auto liegen lassen. Lutz ist Deutscher und ein Freund von meinen Freunden Uwe & Astrid. Die Mütze ist mir wichtig - sie ist ein Andenken an die Walsafari in Andenes. Lutz Haus liegt auch sehr schön, direkt an einem Fährhafen für ein paar kleinere Nachbarinseln.
Ich habe noch genug Zeit, um an einer Tankstelle in Harstad zu tanken, zu frühstücken und Hägar etwas Luft zu spendieren. Dann geht's auf die Fähre - 1,5 h dauert die Fahrt. Und rechtzeitig zur Ankunft regnet es wieder! Ich bin halt doch die weltbeste Regenmacherin!
Der Tag wird würdig verbracht - mit ausführlichem und leckerem Essen und am Abend sind die deutschen Angler aus den Gästehäusern ebenfalls zum grillen eingeladen. Es wird ein fröhlicher und gesprächiger Abend.
Am Nachmittag mache ich noch einen Besuch bei Dagfin, einem älteren Herrn in der Nachbarschaft, mit dem wir befreundet sind. Ihm geht es gerade nicht besonders gut, er ist überrascht und freut sich über meinen Besuch. Er muss mir versprechen, daß er bis zu meinem nächsten Besuch im Herbst wieder auf dem Damm ist, damit wir mit unseren beiden Quads durch die Berge auf seine Hütte fahren können - das wird bestimmt lustig! Aber bis dahin dürfen erst die Jungs noch ihren Spaß haben: Ove und Håkon (15 und 14 Jahre alt) zeige ich, wie Hägar funktioniert. Sie fahren erst sehr sorgsam über den neu hergerichteten Campingplatz. Als ich sie dann aber anstachle, nehmen sie mit Freuden auch das Gelände unter die Räder, das mit Löchern und Felsen gespickt ist. Juhuuu! Hägar schleppt davon jetzt noch Gras und Zweige mit sich herum.



Wie gesagt - heute Kaiserwetter. Uwe nimmt die gleich Fähre wie ich, so können wir uns noch ganz nett unterhalten. Plötzlich entdecke ich ein Boot - keine Ahnung, wo das plötzlich herkommt. Scheint ziemliche schnell aufzuholen. Und dahinter ist noch ein zweites! Küstenwache? Nein, Militär! Die sind ganz schön flott! Ob die wohl einen kleinen Ausflug machen?
In Harstad habe ich gut 2 Stunden Zeit zum Einkaufen - natürlich mit Vorliebe im "Männer-Kindergarten", also den Baumärkten. Und ein paar Konserven im Super-Supermarkt. Dann - ab nach Hause. Um 15 Uhr will Bernhof hier sein, der Gutachter für die Versicherung. Er will sich die Wasserverhältnisse rund um's Haus ohne Schnee und Eis anschauen. Er gibt mir viele Tipps, wie und was ich machen soll, um weitere Schäden in den kommenden Wintern zu vermeiden. Er ist entsetzt über die Fundamente der vorderern beiden Säulenreihen - die sind nur auf dem rohen Boden aufgesetzt, ohne Aushub, nicht frosttief und ohne Armiereisen. Ich erinnere mich, daß ich letztes Jahr danach gefragt habe, warum die Jungs das so einfach bauen, aber sie haben gemeint, das wäre ok. Und sie haben mich ja von der Baustelle verbannt.... Jetzt haben wir den Salat und müssen 8 Fundamente nachträglich bauen. Bis zum Wochenende will Bernhof seinen Bericht für die Versicherung schreiben; bis dahin sollte Frank auch schon mal hier gewesen sein und einen Kostenvoranschlag abgeben. Bin gespannt, ob er das hinbekommt!
Nachbarin Eva liegt im Liegestuhl in der Sonne! Auch ich gönne mir ein paar Minuten auf der Terrasse, aber dann versorge ich meine Einkäufe. An der neuen Astschere bleibe ich hängen - muss doch gleich mal schauen, ob die auch funktioniert. Und schon bin ich wieder beschäftigt - stundenlang zerkleinere ich den Reisighaufen und lichte das Gebüsch neben der Hütte. Tja, wenn man mit sowas anfängt, dann bleibt man gerne dran hängen. So habe ich gar nicht wirklich bemerkt, wie wieder eine steife Brise aufgekommen ist. Ich wollte doch noch angeln gehen! Bei dem Wind wird das wohl nix werden - tatsächlich, bei Evenestangen flattern meine Hosen im Wind und der Köder landet irgendwo, aber nicht dort, wo er hin soll. Kann ich vergessen. Egal....
Hägar zieht den Anhänger noch ein paar hundert Meter weiter bis zum Strand. Sorgsam suche ich einen Weg, den wir auch wieder hinaufkommen ohne uns festzufahren. Ich möchte mir Sand holen für meine verschlammte Einfahrt. Der Strand sieht sandig aus, aber meine Schaufel spürt bald, dass dieser nur sehr oberflächlich ist. Direkt darunter verstecken sich die mittelgroßen Kieselsteine. Auch gut, die helfen sicher auch. Ich grabe insgesamt 2 Löcher, von der Straße fallen die noch nicht einmal auf, so klein sind sie. Im Hänger liegt aber schon eine 15 cm hohe Schicht. Mehr möchte ich nicht einladen, ich fürchte, Hägar könnte sonst schlapp machen. Die Entscheidung war gut, der Sand ist nass und schwer und Hägar kämpft ordentlich - siegt aber. Für heute ist mir das genug Arbeit, auch wenn meine Einfahrt durchaus noch 1 oder 2 Fuhren vertragen könnte. Es gibt noch mehr Tage.


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