Samstag, 2. Juni 2018

letzter Tag

Mitternachtssonne? Nein - Polarlicht muss das sein! Über dem Fjord hängen ganz tief dichte Wolken. Von meinem Giebel zur genau gegenüberliegenden Seite, nach Balangen, erstrahlen sie orange. Es gibt noch 2 oder 3 weitere orange Flecken, ansonsten ist der Himmel grau. Das ist Polarlicht! Man kann es nur nicht in der "bekannten" Form sehen - auch so eine schöne Erscheinung.

Es wird ein sehr gemütlicher Morgen - der letzte Tag ist angebrochen. Zum angeln kann ich nicht mehr gehen, die Kühltasche ist voll. Es windet wieder ordentlich und die See ist rau. Ein Marinekreuzer zieht von Narvik her vorbei, er trägt einen kleinen Hubschrauber.
Es ist Großwaschtag - ich verbrauche einen ganzen 25-l-Kanister, um meine Klamotten mit der Hand zu waschen. Ist schon mühsam so ohne Waschmaschine. Besonders der Pullover und die Jeans, die ich immer zum arbeiten anhabe und die von Erde, Sägemehl und Zement nur so strotzen. Aber ich wollte es ja so. Nochmal Wasser holen? Und den Müll wegbringen? Ich entscheide mich dagegen, ich habe noch einen vollen Wasserkanister und der Müllsack ist nur halb voll. Wenn ich Ende August wiederkomme kann ich so starten.
Der Sprengzement scheint jetzt doch langsam Wirkung zu zeigen, die Felsen weisen schon einige Risse auf. Zerbröseln tun sie deshalb noch nicht von alleine - mal sehen, wie es in 3 Monaten aussieht.
Hägar wird gut verpackt und versteckt die Nummerntafeln (auch vom Anhänger) abmontiert und zur Sicherheit die Batterie ausgebaut. Wenn man genau hinschaut und unter dem Haus steht, kann man noch den unteren Teil der Räder sehen, von der Straße aus ist Hägar nicht mehr zu erkennen.
Viggo kommt vorbei - er sammelt bei allen Nachbarn Unterschriften ein - es soll eine neue Straße gebaut werden, um die letzten Grundstücke oben am Hang zu erschließen. Es betrifft mich nicht, aber alle Anwohner müssen informiert werden und dies durch Unterschrift bestätigen. Viggo bedankt sich nocheinmal für den schönen Abend (ich hab doch gar nichts angeboten!?) und wir unterhalten uns noch ein wenig: Viggo ist ein superhelles Köpfchen. Als wir zufällig auf ein Datum kommen und ich sage, dass ich einen Tag später Geburtstag habe, weiß er sofort, wie alt ich werde. Und dass ich in 3 Jahren in Rente gehe und dann 62 bin! Was der sich alles merkt!

Am Nachmittag besuche ich Anne-Lise und Björn. Sie sind gerade vom Hundespaziergang zurückgekommen. Es wird ein fröhlicher, geselliger und informativer Nachmittag. Anne-Lise wird meine nicht mehr benötigte Küchenmaschine in Narvik verkaufen, Björn wird die Kommunikation mit Frank Høgås übernehmen. Björn wundert sich, dass ich meine große Kreissäge wieder mit nach Deutschland genommen habe - ja, ich vermisse sie auch. Und wir verabreden einen Angeltörn mit Boot für meinen nächsten Besuch.
Morgen fliege ich zurück nach Deutschland. Nachbar Ragnar wird mich zum Flughafen bringen; wir müssen erst um 10 Uhr los, das ist ja eine vernünftige Zeit.

Freitag, 1. Juni 2018

Fette Beute


Mitternachtssonne! Zwar nicht bei mir - meine Hütte steht im Schatten des "schwarzen Berges", aber auf der südlichen Fjordseite taucht sie die Berge in herrliches Rosa.
Aufstehen tu ich heut zu einer "vernünftigen" Zeit (7:30). Endspurt ist angesagt. Hägar braucht ein wenig Zuwendung - die Auflage für den hinteren Gepäckträger muss ich etwas kürzen, damit die Quadgarage (Plane) drüber passt. Außerdem bekommt er ein Podest, damit er beim nächsten Hochwasser nicht im Schlamm stehen muss. Fahrräder und Fahrradanhänger finden einen Platz, an dem ich sie auch anschließen kann. Dann montiere ich noch die letzten beiden Leisten an das Balkongeländer - die habe ich aus Harstad mitgebracht. So, jetzt ist das auch fertig.
Hinterm Haus? Wo ich mich mit Sprengarbeiten beschäftigt habe, da zeigen sich jetzt Veränderungen durch den quellenden Beton (=Sprengstoff). Allerdings sind die Ergebnisse bei Weitem nicht so, wie erhofft. Die Felsen sind nicht monolithisch sondern setzen sich aus geschichteten Platten zusammen. Teile von den obersten Platten lösen sich jetzt langsam ab, aber ich muss sie trotzdem noch wegstemmen. Außerdem sind es nur cm-dicke Platten; ich hatte  ca. 20 cm große Brocken erwartet. Hier stehen Aufwand und Ergebnis in keinem Verhältnis. Vielleicht geht Frank die Sache ja anders an? Der hat mich übrigens wieder versetzt. Immerhin bekomme ich heute per SMS Kontakt mit ihm - er ist über's Wochenende in Oslo und hat mich vergessen. Sonntag abend will er dann mit mir beratschlagen...sorry Frank, da bin ich schon wieder in Deutschland. Also muss ich wohl Nachbar Björn einbinden - ich bin gespannt, ob über 3 Ecken noch was Vernünftiges herauskommt. Aber es gibt ja keine andere Möglichkeit.

Dann machen wir eine kleine Reise mit Anhänger: tanken plus mehrere Reservekanister füllen und 50 l Wasser holen. Nach einer kleinen Mittagsruhe möchte ich am Strand noch einen Anhänger voll Sand und Kies holen, aber es ist Flut und da bleibe ich lieber fern. Also versuche ich mein Anglerglück an der Landspitze. Den ganzen Tag weht schon eine steife Brise, die manchmal auch dunkle Wolken mit sich bringt. Regen ist aber erst für morgen angesagt. Die Wellen gischten allerdings so stark an die Klippen, dass ich gar nicht bis an die Kante komme. An der Leeseite versuche ich ein paar Würfe, aber die sind nicht sehr vielversprechend. Ich breche ab. Auf der Rückfahrt halte ich dann doch noch am Kai von Frank still und möchte dort noch einen Fischversuch starten. Ich will gerade beginnen, da kommt der (anhängliche) Arne mit seinem Hund vorbei. Ich verstehe ja nur sehr wenig von dem, was er mir erzählt. Aber - hier liegt ein großer Haufen Kies, der wäre viel einfacher aufzuladen, als am Strand. Ich frage Arne, wem der gehört? Natürlich Frank. Ja, ich könne mir sicher etwas nehmen und später bezahlen. Das werde ich machen. Hilfsbereit holt Arne einen großen Traktor und kippt mir eine Schaufel voll auf den Anhänger. Ob Hägar das schafft?

So, Arne hat sich verzogen, der Weg zu den Fischen ist frei. Und tatsächlich: einer nach dem anderen geht mir an den Haken. Da scheint ein Schwarm Seelachse vor dem Steg zu stehen. Sie sind nicht besonders groß, aber Kleinvieh macht auch Mist. Nach insgesamt 6 Fischen lasse ich es gut sein - die Hälfte davon sind ja noch Babies. Der Weg vom Kai zur Straße ist ziemlich steil und Hägar müht sich redlich mit dem schweren Hänger ab. Fast hätte ich den Allrad zuschalten müssen, aber mit dem letzten Schwung erreicht er gerade noch die Asphaltstraße. Zu Hause versorge ich die Beute am Ufer - die Finger fallen mir vor Kälte fast ab. Der Wind hat weiter aufgefrischt, jetzt haben wir nur noch 9 Grad und Eiswind. Die letzte Aktion heute ist, den Schotter auf meiner Einfahrt zu verteilen, als Maßnahme gegen den nächsten Regen. Zuerst versuche ich es mit der Schaufel - aber wozu hat man ein Schneeschild? Nun darf Hägar alles schön verteilen und einebnen.

Am Abend schaue ich bei Ragnar und Eva vorbei; mein Flughafentransfer am Sonntag ist eingeloggt. Gerade als wir mit dem Wein anstoßen bekomme ich Besuch: Randi & Viggo! Das freut mich. Sie trinken nichts, aber Viggo nimmt das deutsche Bier gerne mit nach Hause. Und wir versuchen eine ziemlich lange Unterhaltung - ich radebreche schrecklich. Aber sie scheinen vieles zu verstehen.

Donnerstag, 31. Mai 2018

Urlaub!

Ich habe unendlich lange und gut geschlafen, die Sonne strahlt vom türkisblauen Himmel. Nur leichte Federwölcken sind zu sehen. Das Meer liegt spiegelglatt zu meinen Füßen und es herrscht himmliche Stille! Barfuß sitze ich auf der Terrasse und trinke meinen Frühstückstee. Beschluss: heut ist Urlaub!
Immerhin eine halbe Stunde lang halte ich es auf der Sonnenbank aus bevor meine innere Unruhe mich wieder antreibt. Ja, es gäbe soooo viel zu tun, aber Lust darauf habe ich ja nicht wirklich. Also wurschtle ich mit Kleinigkeiten herum: Werkzeug wegräumen, Terrasse kehren, Haus saugen, Schuhe putzen usw. Ein weiterer erfolgloser Versuch, mit der Satellitenschüssel  ein Signal einzufangen.

Seit meinen Angelerfolgen gestern hat mich das Jagdfieber gepackt, ich möchte schon wieder fischen gehen. Aber meine Köder sind mittlerweile alle verloren. Ich meine, in Bogen hätte ich mal eine ganze Menge günstiger Köder bekommen, also fahre ich dorthin. Es liegt in der anderen Richtung - Richtung Osten. Diese Richtung fahre ich sehr selten, also zockeln wir ganz gemütlich dahin und schauen in die Landschaft. Die Straße ist in dieser Richtung auch nicht besser.
In Bogen ist die Bank, da hole ich erstmal Geld am Automaten. Aber eigentlich will ich kurz Ragnhild guten Tag sagen. Bei ihr habe ich letztes Jahr mein Konto eröffnet. Sie sitzt am Schalter und so unterhalten wir uns ein klein wenig. Gegenüber im Supermarkt bekomme ich tatsächlich die gewünschten Köder - also los jetzt. Beim kurzen Einkehrschwung zu Hause bleibt Hägar in der Einfahrt stehen  ich habe vergessen, dass er ja auch manchmal Durst bekommt. Wird sofort gelöscht.

Evenestangen - einfach weit und breit der beste Angelplatz. Ganz vorn auf der Klippe, nur 1 m über dem Wasser postiere ich mich. Es ist schön, hier in der Sonne zu sitzen und die Ruhe zu genießen, aber dabei doch nicht untätig zu sein. Ein kleines Fischchen bleibt hängen, aber ansonsten sind die Fische heute anscheinend wo anders. Das scheint auch mein Freund, der Wal, festzustellen. Endlich sehe ich ihn mal wieder. Er kommt vom offenen Meer und vor der Landzunge sonnt er sich etwas, zieht eine Bahn, wobei er ziemlich an der Oberfläche schwimmt, so dass ich seinen Rücken sehen kann. Er ist alleine und schätzungsweise 1-2 km entfernt. Nachdem er wohl auch keine Beute findet, dreht er um und zieht wieder Richtung Westen. Schön, dass Du Dich sehen lassen hast!

Der große Bohrhammer muss wieder zurück. Ich habe bislang keinen Knall gehört, die Steine sind immer noch am Stück. Das mit der Sprengung war wohl nix. Darum hab ich auch keine Lust, die letzen 2 Tage noch groß zu bohren. Also trägt Hägar die große Kiste zu Jardar auf den Hof. Viggo und Jardar bauen einen Unterstand für alte Pferdewagen. Leihgebühr für die Maschine? "Gratis"! Randi putzt ein ganz kleines Häuschen, in dem wohl früher ihre Mutter gewohnt hat. Es ist fast so groß wie mein Gartenhäuschen in Aschbuch und besteht nur aus einem winzigen Schlafzimmer und einer Wohnküche. Das Häuschen ist schön renoviert und mit alten Gegenständen dekoriert - ein kleines Museum. Randi hatte mir doch etwas von ausgestopften Vögeln erzählt? Oh ja, in irgendeiner Scheune hinterm Haus ist ein kleiner Raum. Der ist vollgestellt mit ausgestopften Tieren, aber nicht nur mit Vögeln sondern auch mit Luchsen, einer Robbe, Füchsen, diversen Wieselarten, Schneehasen, Schlangenhäuten (aus Viggos Zeit im Kongo) und und und... Randis Fuchspelzjacke und eine Stola aus Polarfuchs hängen dort. Ich bin noch total beeindruckt, ich habe sicher nicht alles gesehen! Aber es war so überraschend und wunderschön! Wenn mich mal jemand besucht, sollten wir unbedingt Viggos und Randis Jagdmuseum anschauen gehen! Es ist ja nicht öffentlich, aber angeblich waren schon Schulklassen oder eine Gruppe Blinder da und haben es sich angeschaut. Leider habe ich vor lauter Staunen das Fotografieren vergessen.

Zum Abendmahl habe ich heute Gulasch mit Backofenkartoffeln. Ein super Tag: schön, erholsam aber nicht untätig!

Mittwoch, 30. Mai 2018

fifty - fifty

Es wird nie langweilig, da draußen auf dem Meer. Heute scheint die Fischfarm wieder umzuziehen. Ich habe gehört, das sei regelmäßig erforderlich, so wie auch bei Weidetieren die Weiden gewechselt werden müssten. Der Grund ist die Verschmutzung des Meeeresbodens mit Futterresten und Exkrementen.

Teilweise hängen drohend dunkle Wolken über dem Fjord, aber momentan ist es windstill, das sollte ich doch gleich mal zum fischen ausnutzen! Gesagt, getan, gleich nach dem Frühstück geht's zum Angelplatz. Meine Taktik scheint richtig zu sein. Um es kurz zu machen, die Fische waren ziemlich beißwütig, was aber nicht heißt, dass ich reiche Beute gemacht habe. 2 schwimmende Fischstäbchen (Mini-Fischlein) sind hängen geblieben, die man eigentlich als Köderfisch verwenden könnte. Dann eine Portion Dorsch, der aber den Haken nicht geschluckt hat und kurz vor Land einfach abgedreht hat. Ein mittlerer Seelachs hat in der Luft so gezappelt, dass er ins Wasser zurückgefallen ist. Dann noch 2 große Dorsche, von denen sich einer unter einen Stein verzogen und mir den Köder abgerissen hat und dem anderen ist auf halber Klippenhöhe der Haken aus dem Maul gerutscht. So sind sie alle wieder verschwunden! Ich hab ganz schön geflucht. Zum Glück sind aber dann doch noch welche hängen geblieben und haben es bis an Land geschafft: je eine Portion Seelachs und Dorsch und ein ordentlich großer Dorsch. Da bin ich doch wieder ein wenig versöhnt. Also hab ich praktisch für jeden verlorenen Fisch einen gleichen auch an Land gezogen. Ausgleichende Gerechtigkeit.


Als nächstes werde ich noch ein paar Sprenglöcher setzen, bevor ich dann den Sprengstoff abhole. Ca. 1 h bohre und hämmere ich noch - so langsam bekomme ich Routine. Dann wird Hägar gesattelt und der Hänger dran gekoppelt. Bei diesem Wetter macht es richtig Spaß, ein wenig auszureiten. Die Tjeldsundbrücke strahlt in der Sonne! Bei Per Strand in Harstad kaufe ich den Sprengzement, Farbe, ein paar Leisten und 6 Terrassenbretter, je gut 5 m lang.
Wie Hägar das meistert? Er geht erstmal ordentlich in die Knie. Ich muss 2 mal umpacken bevor die Fuhre überhaupt fahrtauglich ist. Die Polizei sollte uns wohl eher nicht erwischen und Kurven sollten wir tunlichst vermeiden oder im Schritttempo nehmen. So zockeln wir mir 50 bis 60 km/h nach Hause. Alle Bushaltestellen nutze ich als Ausweichstelle um den Stau hinter mir vorbei zu lassen. Wir kommen heil nach Hause - toll gemacht, Hägar!
Bretter aufräumen, Zement anmischen, in die Löcher füllen und gespannt sein! Ich muss Stunden bis Tage warten, sagt die Bedienungsanleitung. Dann wird noch eine Handwäsche mit kaltem Wasser gemacht - mir geht die Wäsche aus. Oh - schon 20 Uhr?!
Nach ein paar Bratkartoffeln will ich sehen, ob die Fische am Abend auch hungrig sind. Lust habe ich eigentlich keine, es ist eher eine taktische Überlegung. Lust scheinen auch die Fische jetzt keine zu haben, also breche ich nach 1 h frierend ab. Die Sonne scheint zwar noch, aber sie hat wenig Kraft und ein Lüftchen bringt immer Kälte mit sich. Heut bin ich rechtschaffen müde.

Dienstag, 29. Mai 2018

Sprengmeister

Über Nacht hat der Wind noch einmal einen Zahn zugelegt - die Wellen gischten  jetzt sogar gegen das flache Ufer. Von einem heftigen Sturm würde ich trotzdem noch nicht sprechen, ich glaube, da geht noch was. Schließlich wackelt ja noch nicht einmal die Hütte!
Um 10 Uhr ist Hägar mit seinen neuen Schlappen verabredet. Kurz vor der Werkstatt in Breistrand fängt es dann an zu regnen. Mir doch egal.... Rasch sind die neuen Pneus aufgezogen, ich unterhalte mich nebenbei ein wenig mit Stina. Die alten Reifen nehme ich mit, Uwe hätte sie gerne für seinen neuen Hafen, damit die Boote einen weichen Anschlag haben.
Wo ich schon mal hier bin, fahre ich die paar Kilometer nach Evenskjer noch - der Baumarkt ruft. Eigentlich weiß ich nicht so genau, was ich da will. Einen Steinbohrer für die Felsen? Aber sie haben keine so großen, wie ich gerne hätte. Außerdem - mit der Akku-Bohrmaschine brauche ich da wirklich nicht anfangen. Hägar läßt sich jetzt wieder deutlich leichter lenken. Auf dem Rückweg kläre ich an der Tanke noch, ob ich die Reifen dort für Uwe deponieren darf, wenn er sie heute noch abholt? Ja, ich darf. Natürlich übernehmen sie keine Haftung - Uwe hab ich leider noch nicht erreicht, also kommen die Schlappen erstmal wieder mit nach Hause.
Bei Viggo und Jardar wollte ich fragen, ob die vielleicht ein passendes Werkzeug "gegen Felsen" haben? "Ja" sagt Viggo. Und er leiht es mir auch. Er hat einen sehr großen Bohrhammer und passende Bohrer und Meißel dazu. Gut, dass nichts gekauft habe. Bewaffnet mit der riesigen Maschine fahren wir stolz am Strand vorbei - keine Lust, jetzt nochmal eine Fuhre Sand zu holen. Mir ist schon kalt...
Neues Werkzeug macht neugierig. Ich baue die Maschine zusammen und fange natürlich gleich damit an, Löcher für die Sprengung der Felsen zu bohren. Ich werde mein eigener Sprengmeister! Ich muss mich zum bohren oben auf die Felsen stellen - die sind aber sehr abschüssig und so finde ich nur wackeligen und rutschigen Stand. Mehrmals schlägt es mir die große Maschine aus den Händen, wenn sich der Bohrer verkantet, beide Daumen bekommen ordentlich was ab. Ignorieren. Ich muss Löcher bohren! Schließlich will ich die Felsen hinter der Hütte irgendwann mal sprengen! Vielleicht hole ich den "Sprengstoff" morgen? Den gibt es allerdings nur in Harstad - wenn ich das früher gewußt hätte...aber die Info habe ich leider erst Montag nachmittag von Bernhof bekommen.
Nach 20 Löchern brauche ich dringend eine Pause. Ich bin kalt, mass, müde. Aber lange hinsitzen kann und mag ich auch nicht, also suche ich mir eine andere Arbeit. Ich reinige die Felsen, damit ich nachher ordentlich bohren kann. Außerdem räume ich den angesammelten Schlamm und Moder hinterm Haus weg. Mit neu geschöpfter Kraft schaffe ich noch 10 weitere Löcher, dann geht wirklich nichts mehr. Ich freu mich auf mein Gulasch und eine warme Decke.
Noch nicht! Uwe meldet sich, wir könnten uns gegen 21 Uhr an der Tanke treffen. Das ist mir aber zu spät, da mag ich nicht mehr in die Kälte (8 Grad) raus. Also fahre ich die Reifen jetzt hin und deponiere sie dort; Uwe wird sie hoffentlich finden.
Aber jetzt: Feierabend!

Montag, 28. Mai 2018

Tiefbau

So, jetzt bin ich wieder zu Hause (natürlich in meinem norwegischen zu Hause). Wettermäßig ist heute ein toller Tag - Sonnenschein schon am frühen Morgen, mittags aalglattes Meer und am Nachmittag ein lauwarmer aber starker Wind. Jetzt sitze ich in der Hütte mit Blick auf die rosarot schimmernden Berge. So kann man's aushalten.
Was ich erlebt habe? Also....
Am Sonntag ist geplant, die 10:45 Uhr-Fähre nach Rollnes zu nehmen. sicherheitshalber fahre ich frühzeitig los. Bis zur Abfahrt hat es nur genieselt, dann ging es zu Schnürlregen über. Schein so, als ob ich wählen kann zwischen Regen oder Sturm. Astrid hat mich gebeten, "den Regen weg zu lassen" - würde ich ja gerne...Tatsächlich ist nach ca. 8 km die Hauptstraße bereits trocken und auch in Harstad regnet es nicht.
Hägar reagiert nur auf meinen rechten Daumen (Daumengas) und der ist mittlerweile sensibel geworden. Er spürt, daß Hägar die ersten Meter noch nicht wach ist, der Antriebsriemen muss erst warm werden. Das geht allerdings schnell, schon nach 3-4 km läuft alles rund und frei. An der Tanke kann ich den Luftdruck leider nicht messen, das Luftdruckgerät ist abgebaut. Dann fahr ich halt so nach Harstad.  Brav tut Hägar seinen Dienst.

Auf der Tjeldsundbrücke auf halbem Weg ist eine Baustelle und ich muss mitten auf der Brücke anhalten. Der Wind greift mit kräftigen Böen von Süden an. Irgendetwas schwankt, aber ob ich das bin, ob es Hägar oder gar die ganze Brücke ist, läßt sich nicht feststellen. Fühlt sich etwas sonderbar an, aber Sorgen machen wir uns deshalb nicht.
Der Hafen liegt kurz vor Harstad, aber heute muss ich zuerst bis auf die andere Seite der Stadt, um bei Lutz meine Mütze abzuholen. Die habe ich an Weihnachten in seinem Auto liegen lassen. Lutz ist Deutscher und ein Freund von meinen Freunden Uwe & Astrid. Die Mütze ist mir wichtig - sie ist ein Andenken an die Walsafari in Andenes. Lutz Haus liegt auch sehr schön, direkt an einem Fährhafen für ein paar kleinere Nachbarinseln.
Ich habe noch genug Zeit, um an einer Tankstelle in Harstad zu tanken, zu frühstücken und Hägar etwas Luft zu spendieren. Dann geht's auf die Fähre - 1,5 h dauert die Fahrt. Und rechtzeitig zur Ankunft regnet es wieder! Ich bin halt doch die weltbeste Regenmacherin!
Der Tag wird würdig verbracht - mit ausführlichem und leckerem Essen und am Abend sind die deutschen Angler aus den Gästehäusern ebenfalls zum grillen eingeladen. Es wird ein fröhlicher und gesprächiger Abend.
Am Nachmittag mache ich noch einen Besuch bei Dagfin, einem älteren Herrn in der Nachbarschaft, mit dem wir befreundet sind. Ihm geht es gerade nicht besonders gut, er ist überrascht und freut sich über meinen Besuch. Er muss mir versprechen, daß er bis zu meinem nächsten Besuch im Herbst wieder auf dem Damm ist, damit wir mit unseren beiden Quads durch die Berge auf seine Hütte fahren können - das wird bestimmt lustig! Aber bis dahin dürfen erst die Jungs noch ihren Spaß haben: Ove und Håkon (15 und 14 Jahre alt) zeige ich, wie Hägar funktioniert. Sie fahren erst sehr sorgsam über den neu hergerichteten Campingplatz. Als ich sie dann aber anstachle, nehmen sie mit Freuden auch das Gelände unter die Räder, das mit Löchern und Felsen gespickt ist. Juhuuu! Hägar schleppt davon jetzt noch Gras und Zweige mit sich herum.



Wie gesagt - heute Kaiserwetter. Uwe nimmt die gleich Fähre wie ich, so können wir uns noch ganz nett unterhalten. Plötzlich entdecke ich ein Boot - keine Ahnung, wo das plötzlich herkommt. Scheint ziemliche schnell aufzuholen. Und dahinter ist noch ein zweites! Küstenwache? Nein, Militär! Die sind ganz schön flott! Ob die wohl einen kleinen Ausflug machen?
In Harstad habe ich gut 2 Stunden Zeit zum Einkaufen - natürlich mit Vorliebe im "Männer-Kindergarten", also den Baumärkten. Und ein paar Konserven im Super-Supermarkt. Dann - ab nach Hause. Um 15 Uhr will Bernhof hier sein, der Gutachter für die Versicherung. Er will sich die Wasserverhältnisse rund um's Haus ohne Schnee und Eis anschauen. Er gibt mir viele Tipps, wie und was ich machen soll, um weitere Schäden in den kommenden Wintern zu vermeiden. Er ist entsetzt über die Fundamente der vorderern beiden Säulenreihen - die sind nur auf dem rohen Boden aufgesetzt, ohne Aushub, nicht frosttief und ohne Armiereisen. Ich erinnere mich, daß ich letztes Jahr danach gefragt habe, warum die Jungs das so einfach bauen, aber sie haben gemeint, das wäre ok. Und sie haben mich ja von der Baustelle verbannt.... Jetzt haben wir den Salat und müssen 8 Fundamente nachträglich bauen. Bis zum Wochenende will Bernhof seinen Bericht für die Versicherung schreiben; bis dahin sollte Frank auch schon mal hier gewesen sein und einen Kostenvoranschlag abgeben. Bin gespannt, ob er das hinbekommt!
Nachbarin Eva liegt im Liegestuhl in der Sonne! Auch ich gönne mir ein paar Minuten auf der Terrasse, aber dann versorge ich meine Einkäufe. An der neuen Astschere bleibe ich hängen - muss doch gleich mal schauen, ob die auch funktioniert. Und schon bin ich wieder beschäftigt - stundenlang zerkleinere ich den Reisighaufen und lichte das Gebüsch neben der Hütte. Tja, wenn man mit sowas anfängt, dann bleibt man gerne dran hängen. So habe ich gar nicht wirklich bemerkt, wie wieder eine steife Brise aufgekommen ist. Ich wollte doch noch angeln gehen! Bei dem Wind wird das wohl nix werden - tatsächlich, bei Evenestangen flattern meine Hosen im Wind und der Köder landet irgendwo, aber nicht dort, wo er hin soll. Kann ich vergessen. Egal....
Hägar zieht den Anhänger noch ein paar hundert Meter weiter bis zum Strand. Sorgsam suche ich einen Weg, den wir auch wieder hinaufkommen ohne uns festzufahren. Ich möchte mir Sand holen für meine verschlammte Einfahrt. Der Strand sieht sandig aus, aber meine Schaufel spürt bald, dass dieser nur sehr oberflächlich ist. Direkt darunter verstecken sich die mittelgroßen Kieselsteine. Auch gut, die helfen sicher auch. Ich grabe insgesamt 2 Löcher, von der Straße fallen die noch nicht einmal auf, so klein sind sie. Im Hänger liegt aber schon eine 15 cm hohe Schicht. Mehr möchte ich nicht einladen, ich fürchte, Hägar könnte sonst schlapp machen. Die Entscheidung war gut, der Sand ist nass und schwer und Hägar kämpft ordentlich - siegt aber. Für heute ist mir das genug Arbeit, auch wenn meine Einfahrt durchaus noch 1 oder 2 Fuhren vertragen könnte. Es gibt noch mehr Tage.


Sonntag, 27. Mai 2018

Heute gibt's keinen Blog....

nicht, weil ich nichts erlebt habe, sondern weil ich todmüde bin. Ich sag nur soviel: bei Astrid & Uwe Essen, Trinken Duschen schamlos ausgenutzt!