Mein Fischzug ist leider nicht erfolgreich, kein einziger Biss. Aber auch kein einziger Köderverlust. Immerhin schon etwas. Eine schöne leichte Brise um die Nase und ein paar Fischerboote beobachtet. Mit leeren Händen gehe ich dennoch nicht nach Hause, denn bei Evenestangen stehen schon 2 junge Männer, die Ihr Glück versuchen. Sie haben zu viele Fische und schenken mir daher einen schönen Seelaachs - da sag ich nicht nein.

Von einem Rad auf das andere schwankt er die Straße entlang - aber nein, es liegt nicht an Hägar. Die Straße hat so viele Löcher und Bodenwellen, da kann man leicht ins Schleudern kommen. Schön gemütlich tuckern wir weiter und weil es gerade trocken (und bewölkt) ist, habe ich Lust auf einen kleinen Ausflug. Mal sehen, wie weit die Straße nach Tårstad überhaupt geht. Es gibt 2 kleine Häfen bis zum Ende der Straße in Skar. Natürlich schauen die Leute, wer sich hierher verirrt hat. Es gibt eine große Schafweide mit ganz vielen Lämmchen. Und schottische Hochlandrinder; die gefallen mir sehr gut, weil sie so wild aussehen. Aber sie sind wohl schüchtern, ich darf sie nicht fotografieren, sie drehen mir ihr Hinterteil zu. Dann nehmen wir die Schotterstraße nach Breistrand unter die Räder.
Der Weg führt auf der anderen Seite des Flugplatzes nach Norden durch Waldgebiet. Sehr gemütlich schauen wir uns die Bächlein, die großen und kleineren Seen und die Moore an. Verbuschte kleine Krüppelbirken verdecken oft die freie Sicht - entlang der Straße wurden viele von ihnen abgeholzt und warten nun auch die Weiterverarbeitung zu Brennholz. Wenn ich Elch wäre, würde ich hier sehr gerne wohnen. Das tun die Viecher auch, aber zeigen mögen sie sich nicht. Vermutlich knattert Hägar einfach zu laut. Oder sie halten gerade Mittagsschlaf.
Wieder zu Hause wird zuerst der Fisch versorgt und dann mache ich mich über den Rest des Balkongeländers her. Da ist es schon fast 5 Uhr nachmittags - ich bin ganz schön aus dem Trott gekommen! Macht nix, nachts ist es ja auch hell... Gegen 19 Uhr ist der Käfig fertig, zumindest soweit das Material gereicht hat. Eine gute Ausrede, oder? Immerhin fehlen eigentlich nur noch 2 Leisten und ein kleiner Abschnitt, den ich aber am liebsten gar nicht weiter vergittern will. Ich tu einfach so, als ob ich fertig bin - wird schon keiner was dagegen haben.
Ich habe da so eine Idee, wie ich aus der Hühnerleiter vorerst eine richtige Treppe machen könnte. Weil ich grad so schön im flow bin, fange ich mit der ersten Stufe einfach mal an. Der Anfang ist immer das Schwierigste, wie beim Reisen auch. Ich bin gar nicht unzufrieden mit meiner ersten Stufe, aber für heute reicht's. Ich freu mich auf ein Abendessen - der Braten wandert jetzt in die Röhre. Bis er fertig ist, könnte ich ja noch etwas norwegisch lernen? Das tu ich äußerst ungern, am liebsten lerne ich by doing. Aber alles kann man auf diese Weise leider nicht lernen.
Beim Abendessen beobachte ich die herrlichen Licht- und Wolkenspiele auf den gegenüberliegenden Bergen. Danach setze ich mich, in einen warmen Schlafsack gewickelt, noch ein wenig auf die Veranda hinaus, lausche dem Plätschern der Wellen und den Stimmen der Leute, die in der Parkbucht bei der Feuerstelle vergeblich versuchen, ihren Jeep zum anspringen zu bewegen.

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