
Hägar braucht dringend auch sein Frühstück, aber mein Navi führt mich alle Nebenstraßen der Welt - immer knapp an den Tankstellen vorbei. Da ich ja nun einen Anhänger mit viel Platz dabei habe, kann ich ruhig noch ein paar Mitbringerle für meine norwegischen Freunde einkaufen. Hintergedanke: die Verkäuferin kennt eine Tankstelle - nichtmal 500 m weiter. So, jetzt aber back to the road.
Der Raps steht noch in voller Blüte und verströmt seinen intensiven Duft und Blütenstaub. Auch Flieder, Kastanien und eine Reihe anderer Alleebäume grüßen uns mit ihrer Blütenpracht. Wir rollen durch weite Ebenen mit Raps- und Windkraftfeldern, Buchenhaine im jungen Grün und lichte, duftende Kiefernwäldchen.

Hier auf der Ebene kommt Hägar so langsam auf Touren - mit waschmaschinenähnlichem Getöse tourt er bis auf 7250 U/min - nur, um dann vom Drehzahlbegrenzer eins auf die Mütze zu bekommen und bei 95 km/h abgeregelt zu werden. 95! ruft sein Tacho stolz. Aber das Navi straft ihn Lügen, es sind nur knapp 85 Hägar stapelt also knapp 10 km/h hoch! Nun weiß ich auch, warum die ganzen Blitzer und laserbewaffneten Polizisten nichts von mir wollten...ha ha ha. Hägar gibt einfach schrecklich an, mit seinen aufgeblasenen Muskeln aus Kunststoff, die das 19 kW magere 400 ccm Motörchen verstecken uind seinen imposanten Schutzbügeln. Natürlich tragen auch Schneeschild und Anhänger ihren Teil zum monströsen Auftreten bei.
Mit dieser Geschwindigkeit qualifizieren wir uns zur Teilnahme an den beliebten Elefantenrennen, die allerdings auf Landstraßen noch viel spannender als auf der Autobahn sind. Vor uns zockelt ein Brummi mit 80 dahin? Wir sind doch schneller - mindesten einen halben km/h. Yeah! Das Rennen kann beginnen!
Es fühlt sich rasend schnell an auf Hägar. Jeden Stundenkilometer mehr spürt man - in den Knochen, in den Augen, im Gesicht. Wie früher im Käfer. Da brauch ich keine vier mal so schnelle Luxuslimousine.
Blitz! Erwischt! Grrr - jetzt war Hägar tatsächlich zu schnell. In einer Ortschaft, die eigentlich nur aus Ortsschild und Blitzlichsäule besteht hat es uns erwischt. Wird vermutlich nicht ganz billig. Na ja, mal sehen, ob ich einen Liebesbrief bekomme und wie ich ihn evt. entkräften kann.
In Magedburg kann ich ein USB-Kabel kaufen, das ich zu Hause vergessen habe. Ich vergesse immer etwas. Von Jahr zu Jahr mehr.... Mit diesem Kabel kann ich hoffentlich das Navi auslesen und Euch meine Route zeigen.

Da kann ich Euch noch kurz die Story vom Tanken erzählen: Hägar hat schon wieder Durst bekommen und endlich taucht auch eine Tankstelle auf. An dieser neuen Straße prangt eine große moderne Anlage in strahlendem Blau und lädt zur Einkehr ein. Die erste Zapfsäule bietet Hägars Lieblingsmarke leider nicht an, aber es gibt ja genügend Alternativen. E10 gibt's an der nächsten Säule. Sollte es zumindest. Gibt es auch - aber was ist das??? Kaum "a Göschle" voll läuft aus dem Zapfhahn, da versiegt die Quelle. Nichts zu machen - kein Tropfen lässt sich mehr sehen. Kein Problem - probieren wir halt Zapfsäule Nr. 3. Aber auch hier das selbe Spiel, nach knapp 2 Litern staubt es nur noch. Immerhin - mit insgesamt 4 l kommen wir bestimmt bis zur nächsten Tanke! Meinen Unmut muss ich dennoch dem freundlichen Personal kundtun. Ja, es gibt wohl bei E10 Probleme mit der Tankpumpe und / oder mit dem PC. Es kommt bestimmt noch Benzin. Die nette Dame versucht es selbst und tatsächlich, nach ca. 10 sec plätschert ausreichend Benzin in Hägars Tank. So was kenne ich allerdings bisher nur von Afrika! Und das an einer Tankstelle, die für ihre gute Qualität auch noch ca. 7 Ct mehr verlangt, als alle später auftauchenden Tanken!
Bis Lübeck verläuft die Reise ohne weiter Highlights. Ich kehre bei meiner Freundin Karin ein und werde dort morgen einen Tag Pause einlegen. Zumindest fast, denn am Abend muss ich aufbrechen, um die Nachtfähre nach Schweden in Rostock zu erwischen.
Ach, von gestern hab ich noch was vergessen - schließlich habe ich den Blog zwischen lauter grölenden Besoffenen geschrieben, da kann man schon mal unkonzentriert sein. Mein Weg sollte mich am Truppenübungsplatz Grafenwöhr vorbei führen, jedoch war schon wieder mal eine Durchfahrststraße gesperrt. Brav bin ich also der Umleitung gefolgt, die jedoch sonderbarerweise auf das Militärgelände geführt hat. Standhaft habe ich alle Sperr- und Warnschilder ignoriert. Als dann letzlich Panzer beiderseits der Straße Wache hielten, wurde mir doch etwas mulmig. Ich hoffte, dass wir bald wieder auf die "richtige" Straße stoßen, was zum Glück dann auch bald der Fall war. Niemnad hat uns zum Glück inzwischen behelligt.
Die Strecke
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen